Jochen 'Nunz' Herz

   

KAP: Kamerahalterung Nr. 3, modular

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Eine Digitalkamera unterm Drachen ? Das passt !
Diese Kamerahalterung ist eine Weiterentwicklung der Kap Nr. 2. Ziel war es, neben der bisherigen Analog-Kamera mit der gleichen KAP auch eine Digitalkamera benutzen zu können. Der Vorteil einer Digitalkamera bei der Luftbildphotographie liegt auf der Hand: Da sich die Kamera sehr stark in der Luft bewegt, sind 90% der Bilder unbrauchbar, man hat nur den Himmel oder eine echt uninteressante Wiese mit nichts drauf aufgenommen. Bei der Digitalkamera tut das nicht weh. Hier kostet das Bild keinen Cent und (je nach Speicherkarte) kann ein Vielfaches an Bildern geschossen werden ohne die Kamera einholen zu müssen. Ein weiterer Vorteil ist, dass man direkt nach dem Flug mit den Aufnahmen belohnt wird und diese gleich anschauen kann.
 Ein Nachteil der Digitalkamera soll auch nicht unerwähnt bleiben: Sie reagiert sehr viel empfindlicher auf Bewegung und liefert daher mehr unscharfe, verwischte Bilder als eine herkömmliche Kamera.

Modulbauweise:
Auf der bisherigen KAP Nr. 2 war die Analog-Kamera fest in der horizontalen Lage am Boden fixiert. Die neue Modulbauweise erfordert für jede Kamera eine eigene Aluminium-Aufnahme, die optimal an die Kamera angepasst ist. Daher sitzt auch der Servomotor für den Auslöser mit auf dem Kameramodul: einmal ist es ein rein mechanischer Auslöser, beim zweiten ein elektrischer Auslöser, wie er schon in KAP Nr. 2 verwendet wurde.
Die eigentliche Kamera-Aufhängung hat lediglich 2 vertikal angebrachte Bohrlöcher zu Aufnahme der Module und einen freien Steckplatz im Empfänger, in den der Auslöse-Servor eingestöpselt wird.
Beide Kamera-Aufnahmen wurden so konstruiert, dass Sie mit je 2 schräg versetzten Flügelschrauben horizontal (für Landscape-Aufnahmen) und vertikal (Hochkant-Aufnahmen) an der KAP-RIG befestigt werden können. Vorstellbar wäre auch ein weiterer Servo gewesen, der die 90-Grad Drehung am Himmel ermöglicht, aber das kostet wieder Gewicht.

Auf dem Bild rechts sieht man beide Module in der Vorder- und Hinteransicht. Bei der Digitalkamera wurden natürlich entsprechende Ausschnitte gesägt, damit man die Bilder gleich im Display anschauen kann ohne die Kamera ausbauen zu müssen.

Ansonsten ist diese Kameraufaufhängung um einiges kompakter und etwas leichter als die Vorgängerversion. Prinzipiell gilt aber alles schon Gesagt zu KAP Nr. 2:


Generelle Funktionsweise:
In die Leine eines genügend zugstarken Drachens (Cody, großer Rokkaku) wird die Kameraaufhängung etwa 5-10 Meter unterhalb des Drachens eingehängt und dann vom Drachen mit in die Luft gehoben. Hat man die gewünschte Höhe erreicht, so erlaubt die hier vorgestellte Kamera das exakte Ausrichten der Kamera in alle Richtungen und das Auslösen per Funkfernbedienung. Durch die Verwendung einer Kamera mit Motor für den Weitertransport der Bilder oder die Verwendung einer Digital-Kamera kann so ein ganzer Film oder noch mehr Bilder auf einer Speicherkarte in der Luft belichtet werden, ohne den Drachen wieder einholen zu müssen,

Baumaterial:
Beim Bau des Gehäuses wurde Wert auf geringes Gewicht, leichte Verarbeitung der verwendeten Stoffe und auf bezahlbare Materialien gelegt. Das Gehäuse selbst wurde daher aus handelsüblichen Aluminium-Kantstücken zusammengesetzt, die jeder Baumarkt vorrätig hat. Die Servos stammen ebenso wie die verwendeten Zahnräder von Conrad-Elektronik. Desweiteren finden normale Mikroschalter aus dem Elektronikhandel Verwendung. Das Herzstück ist die Kamera: Ich verwende als Digitalkamera eine Digital Ixus und als Analog-Kamera  die Olympus [mü]1, die ich extra für diesen Einsatz gebraucht erworben habe. Man kann aber natürlich jedes andere Kameramodell benutzen, Hauptsache, die Kamera verfügt über einen automatischen Filmtransport und möglichst über ein Weitwinkelobjektiv. Für die Fernsteuerung kann jede Fernsteuerung aus dem Modellbau benutzt werden. Mindestvoraussetzung sind 3 Funkkanäle (Hoch/Runter, Links/Rechts, Auslöser). Ich benutze ein gebrauchtes Modell von Robbe, die eigentlich für die Steuerung von Helikoptern gedacht ist und damit mit der KAP etwas unterfordert ist :-)

Funkbedienung
Je ein Kanal der Fernsteuerung steuert die Links-Rechts-Bewegung, die Hoch-Runter-Bewegung und einen motorisierten Auslöser.
Für die Links-Rechts-Bewegung wurde an der Aufhängungsachse ein Zahnrad fest montiert. In dieses Zahnrad greift ein kleines Zahnrad ein, das direkt auf der Achse eines Servomotors montiert ist, der wiederum schon am schwenkbaren Kameragehäuse montiert ist. Somit kann sich das Gehäuse über die kleine Übersetzung der beiden Zahnräder um die Aufhängungsachse drehen. Ein Problem dabei ist, dass alle mir bekannten Servomotoren keine 360-Grad Rotation ermöglichen sondern nur einen maximalen Ausschlag von ca. 160 Grad in beide Richtungen. Durch einen entsprechenden Umbau (siehe Anhang A) ist aber eine endlose Rotation möglich.

Die Hoch-Runter-Bewegung wurde gegenüber der Kap Nr. 2 verbessert: Hier wurden die Zahnräder ersetzt durch einen Schieber, der über den Servo nach oben oder unten geschoben wird. Der Vorteil dieser Lösung ist, dass die Kamera nicht zu weit nach unten oder oben gedreht wird und dadurch an einem Teil des Gehäuses anstößt. Die Auslenkung ist durch diese Konstruktion exakt voreingestellt.

Der dritte Servo löst die Aufnahme aus. Dabei wird zwischen den beiden Kamera-Modulen unterschieden:
Analog--Kamera: Der Servo für den Auslöser ist ein nicht umgebauter Servomotor, der über einen kleinen Hebel und ein kurzes Stück Schnur 2 Mikroschalter kurz hintereinander auslöst. Die beiden Kontakte entsprechen der üblichen Bedienung moderner Kameras: der erste Kontakt entspricht den Auslöser der Kamera leicht antippen um die Schärfe des Autofocus einzustellen. Der zweite Kontakt entspricht dem endgültigen Durchdrücken des Auslösers um die Belichtung zu starten (näheres zu dieser eher unüblichen Lösung siehe Anhang B).
Digital-Kamera: Hier war mir die Kamera zu schade, ich wollte hier keine Drähte einlöten (verständlich, oder?). Daher sitzt hier ein Servo-Motor über der Kamera und an der Achse wurde eine zurecht geschnittene Hälfte einer Benzin-Kanister-Dichtung angeschraubt, deren eines Ende frei in der Luft schwebt und durch den Motor auf den Auslöser der Kamera drücken kann. Die Servos entwickeln doch eine ganz schöne Kraft, Durch die Gummi-Dichtung wird die Kraft aber nicht in voller Stärke auf den Auslöser übertragen und schont damit die Kamera.



Die Picavet-Aufhängung

Bei der Aufhängung habe ich mich an der heute üblichen Picavet-Aufhängung angepasst. Ein anschraubbares Kreuz aus Aluminium-U-Schienen hat an jeder Seite ein kleines Rad angebracht, durch das eine Schnur laufen kann. Alle Räder zeigen dabei in die gleiche Richtung. An der Drachenleine werden im Abstand von ca. 1 Meter auch je 2 dieser Räder angebracht. Nun verbindet eine lange Schnur alle Räder, immer von oben an die Rig, wieder nach oben usw. Klingt kompliziert, ist es aber nicht (siehe Bild). Dadurch, dass es EIN durchgehendes Seil ist, kann die KAP sich immer in der Horizontalen ausrichten, unabhängig von Steigungswinkel der Drachenleine. Die KAP-Rig pendelt dadurch weit weniger als durch die Pendel-Lösung der bisherigen Aufhängung. Allerdings habe ich noch keine optimalen Räder gefunden, die zudem nicht viel wiegen dürfen. Für Tipps bin ich jederzeit dankbar!

 

Weitere Kleinigkeiten
Das Problem der KAP ist, daß man nicht mehr sieht, in welche Richtung die Kamera zeigt sobald sie mehr als 40 Meter in die Luft gelassen wurde. Ich habe das Problem etwas entschärft, indem ich zwei verschiedenfarbige Wimpel genäht habe, die über zwei Glasfaserstäbe horizontal nach hinten zeigend an der Kamera-RIG angebracht werden. Dabei ist, wie auf dem Bildrechts gut zu erkennen, ein roter Wimpel fest am oberen Teil des Gehäuses angebracht, während der blaue Wimpel an dem beweglichen Teil neben der Kamera angebracht ist. Dadurch kann man vom Boden aus noch recht lange erkennen, in welche Richtung und mit welcher Neigung man gerade photographiert.
Damit ich bei passendem Wind und Sonnenschein alles schnell griffbereit habe, habe ich alles, was ich für die KAP brauche in einem alten Photokoffer untergebracht. Dabei sind immer:
- Die KAP-RIG (logisch:-)
- Die beiden Kamera-Module
- Die Picavet--Aufhängung
- Die Fernbedienung
- Ein Erd-Anker, falls kein Helfer für den Drachen dabei ist
- Die Wimpel zur Richtungsausrichtung
- Ein Fernglas um zu sehen, was da oben genau abgeht .-)
- Linsenpinsel
- Ersatzfilme und Speicherkarte
Nur der Zugdrache ist nicht im Paket. Dieser wird je nach Windverhältnissen ausgesucht. Normalerweise sind es zwei Drachen die ich derzeit verwende: ein Deltadrachen sowie meinen großen Multiflare (allerdings brauche ich für diesen Drachen einen Helfer).

 

Nachbau:
Der Nachbau der hier vorgestellten Kamerahalterung ist ausdrücklich erlaubt und gewünscht ! 

Anhang A: Umbau der Servomotoren

Eine Grundanforderung für die verwendeten Servos ist eine Drehung um 360 Grad. Leider ist mir kein solches Servo auf dem Markt bekannt, so daß man gezwungen ist ein handelsübliches Servo zu modifizieren. Durch sehr interessante KAP-Kontakte im Internet (siehe meine Linkseite) war der Umbau kein Problem mehr: Ich benutze die S21-Servos von Conrad-Elektronik, die preislich sehr interessant sind und sich hervorragend für den kleinen Umbau eignen. Um eine 360-Grad Rotation zu erreichen ist das Servo zu öffnen. Beim S21-Servo ist die Hauptachse mit dem Zahnrad fest mit einem Potentiometer verbunden, der normalerweise die Rückstellung der Hauptachse in die Nullstellung ermöglicht. Da eben diese Rückstellung nicht erwünscht ist, wird die Achse dieses Potentiometers so abgesägt, daß sie nicht mehr in das Zahnrad der Hauptachse greift. Dadurch ist zum einen der Links-Rechts-Anschlag des Potentiometers entfernt und zum zweiten erfolgt nun nach einer Auslenkung keine Rückstellung mehr. Ausserdem sind im Gehäuseboden noch 2 weitere Plastik-Anschlagstutzen wegzufeilen, die normalerweise die Auslenkung der Servo-Achse begrenzen sollen. Fertig. Nach dem Zusammenbau hat man nun ein Servo, daß in beide Richtungen beliebig lange gedreht werden kann und das sich nicht wieder zurückstellt, wenn man den Steuerknüppel lösläßt.

Anhang B: Realisierung des Auslösers

Der Auslöser einer handelsüblichen aktuellen Kamera hat normalerweise zwei Kontakte: Durch leichtes Antippen des Auslösers wird der Autofocus und die Belichtung aktiviert. durch festes Durchdrücken des Auslösers wird die eigentliche Aufnahme ausgelöst. Diese zwei Kontakte habe ich über drei Drähte durch direktes Einlöten in die Kamera über eine Steckverbindung nach aussen geführt. Die Aufgabe der beiden Kontakte übernehmen nun zwei Microschalter, die nebeneinander fest an die KAP geschraubt wurden. Um diese Kontakte ferngesteuert auszulösen sitzt ein kleines Blech unter den Schaltern, das auf der einen Seite über ein kleines Gelenk an den Mikroschaltern befestigt ist und auf der anderen Seite über ein kurzes Stück Schnur von einem Servo-Motor (hier ein nicht umgebauter Servo mit Rückstellung !) hochgezogen und gegen die Kontakte gepreßt wird. Damit die beiden Kontakte nicht gleichzeitig ausgelöst werden sondern wie der normale Kameraauslöser beide Kontakte kurz hintereinander auslöst habe ich das Auslöseblech leicht verdreht, so daß es zuerst gegen den einen Kontakt und erst dann gegen den zweiten Kontakt drückt. Da die Servo-Motoren recht kräftig sein können und dieses Blech sich durch den Druck auf die Schalter nicht zurückbiegen kann wird zwischen Servo und den Mikroschaltern eine kleine Feder in die Schnur geknotet die einen zu starken Zug abfängt.
Das Einlöten der Auslösekabel in die Kamera ist vielleicht eine etwas brachiale Methode hat aber den Vorteil, daß Gewicht gespart wird im Vergleich zu KAPs, bei denen der Servo-Auslöser uber eine zusätzliche Aluschiene über der Kamera den Auslöser direkt auslöst.

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